Update: Kleine Pause - große Pläne und ein Buchtipp: Miranda July - Auf allen Vieren
Feminismus mit Vorsatz Podcast macht bis September Sommerpause
▶️ Es gibt eine neue kurze Folge ohne Gäst*in, aber mit einem großen Dank an dich und einem Blick hinter die Kulissen: Warum „Feminismus mit Vorsatz“ im Juli und August eine Pause macht, woran ich gerade arbeite – und was im Herbst auf dich wartet.
Zum Abschluss gibt’s noch eine Sommerlektüre-Empfehlung: "Auf allen Vieren" von Miranda July. Schräg, witzig, liebevoll – ein Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde - und du vielleicht auch?
Hör rein und hab einen erholsamen Sommer!
Miranda July: Auf allen Vieren
Du kannst dir meine Rezension zum Buch in der neuen Folge anhören, aber hier schon mal ein kleiner Überblick:
💭 Warum dieses Buch?
Weil ich beim Lesen das Gefühl hatte, im Kopf einer ganz eigenen Person mitzureisen. Mir ging es gar nicht so sehr um die Handlung, es hat einfach Spaß gemacht, den (zum Teil ziemlich abgedrehten) Gedanken der Protagonistin zu folgen.
📖 Worum geht’s?
Eine Künstlerin Mitte 40 plant einen Roadtrip – bleibt aber im nächsten Kaff hängen, mietet sich ein Motelzimmer und lässt es für $20.000 herrichten, verknallt sich und denkt viel über Begehren, Ehe & und die Menopause nach. Absurde Szenen, zärtlich erzählt.
🌈 Was macht’s besonders?
Miranda July schreibt so originell, dass man fast selbst ein bisschen schräg wird. Ihr Kind Sam ist non-binär, die Pronomen werden im Deutschen als dey / demm übersetzt – einfach so, ohne große Erklärung. Ich finde es funktioniert.
☀️ Fazit:
Ein feministisches, witziges, nachdenkliches Buch für den Sommer. Ich war traurig, als es zu Ende war und habe mir direkt zwei weitere Bücher von Miranda July besorgt.
Profeministischer Kongress 26.-28.9. in Berlin
Meine Doppelfolge zu kritischen Männlichkeiten fanden damals und finden auch heute noch viel Anklang - sie sind neben den ersten Folgen die meistgehörten im ganzen Podcast. Ich freue mich, wenn sich Räume auftun, um sich im echten Leben über gelebte Männlichkeiten und profeministische Praxis auszutauschen.
Der Kongress findet zum ersten Mal statt, ich kenne keine Details - aber der Anfang ist gemacht und das finde ich grundsätzlich beachtens- und unterstützenswert! Die Crowdfundingkampagne könnte einen ordentlichen Push vertragen 💸
Recherchegold: MeToo & Drogen
Dank meines Grow-Stipendiums durfte ich letztes Wochenende an der Netzwerk Recherche Jahreskonferenz teilnehmen: Es gab viele interessante Einblicke in investigative Recherchen und KI Tricks. Besonders beeindruckt haben mich zwei Vorträge:
Erstens: MeToo Recherchen
Es war hochinteressant, dass alle drei Journalistinnen - Maike Backhaus, Charlotte Wirth und Gabriela Keller - schon von Redaktionen zu hören bekommen haben, dass es nicht noch eine MeToo-Geschichte braucht. Dass es jetzt reicht. Komisch, überlegt Gabriela Keller laut, wenn ich den nächsten Korruptionsskandal aufdecke, heißt es auch nicht: Laaaangweilig, ist doch egal wer noch alles korrupt ist.
Die Investigativjournalistinnen haben also nicht nur mit Geschichten zu tun, die das Patriarchat von seiner übelsten Sorte zeigen, sondern kämpfen gleichzeitig gegen Strukturen an, die auch sie selbst am liebsten zum Schweigen bringen würden. Es klang für mich ultraanstrengend, diesen Job zu machen - umso dankbarer bin ich für die unermüdliche Arbeit der drei.
Ich habe direkt den SPIEGEL-Podcast über Kasia Lenhardt gehört, Riesenempfehlung!
Kasia Lenhardt war ein polnisch-deutsches Model, das durch ihre Teilnahme an der siebten Staffel von Germany’s Next Topmodel im Jahr 2012 bekannt wurde.
Sie stand auch wegen ihrer Beziehung zum Fußballspieler Jérôme Boateng in der Öffentlichkeit. Die Beziehung wurde medial stark begleitet und war geprägt von öffentlichen Streitigkeiten und gegenseitigen Vorwürfen.
Am 9. Februar 2021 wurde Kasia Lenhardt tot in ihrer Berliner Wohnung aufgefunden. Sie war 25 Jahre alt. Die Polizei ging von einem Suizid aus.
Das Besondere an dem SPIEGEL-Podcast ist, dass Kasia durch Sprachnachrichten, die sie Freund*innen gesendet hat, selbst zu Wort kommt.
Ich halte die Recherche für sehr differenziert und finde sehr gelungen, wie der Podcast zwischen dem individuellen Fall und der gesellschaftlichen Bedeutung, wie mit Kasia als Frau in der Öffentlichkeit umgegangen wird, hin und her analysiert.
Weitere unfassbare Recherchen gibt es bei correctiv zu Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung im EU-Parlament und Inobhutnahmen von Kindern, deren Mütter häusliche Gewalt oder Missbrauch melden.
Zweitens: Berichten über Drogen ohne Stigma
Zunächst mal die Frage: Weißt du, warum Drogen verboten sind?
Viele Menschen würden das mit: Naja, weil sie gesundheitsschädlich sind/sein können beantworten (ich auch).
Allerdings müsste Alkohol dann auch verboten sein.
Oft geht es bei Drogenverboten weniger um gesundheitliche Aspekte, sondern vielmehr darum, bestimmten Bevölkerungsgruppen etwas anzuhängen, um sie kriminalisieren und ausgrenzen zu können.
So geschehen beispielsweise in den USA, als Anfang des 20. Jahrhunderts mexikanische Einwander*innen ihre Tradition des Cannabiskonsums mitbrachten. Das Verbot von Cannabis diente als Grundlage, Mexikaner*innen zu stigmatisieren und abzuwerten.
Oder das US-Verbot von 1875, Opium zu rauchen - es zielte auf chinesische Immigrant*innen ab, deren Konsumgewohnheit nunmal das Rauchen war. Die Konsumweise der weißen Bevölkerung, Opium als Tropfen aus der Apotheke zu beziehen, blieb hingegen legal.
Natürlich spielen auch religiöse Dogmen und geopolitische Interessen oftmals eine Rolle.
Marlene Halser schreibt regelmäßig über Drogen, hier eine Übersicht zu ihren Artikeln.
Sie selbst empfiehlt das Buch “Der große Rausch - Warum Drogen kriminalisiert werden. Eine globale Geschichte vom 19. Jahrhundert bis heute” von Helena Barop.
Ich finde ja das schreit nach einer Feminismus mit Vorsatz Folge rund um Drogen aus feministischer Perspektive…
Übrigens meinte Marlene Halser auch, dass Journalist*innen sich beim Berichten über Drogen oftmals genötigt fühlen, zu Protokoll zu geben, dass sie selbst ja niiiiemals Drogen nehmen (würden). Das ist schon sehr ulkig wenn man sich vorstellt, dass das Journos auch bei Berichten über Kriminalität machen würden, à la “Also sowas Schlimmes würde ich ja nie tun!” Tjaja!
Eine Sammlung mikrofeministischer Moves
Mochte ich einfach.
Quelle:
Mit feministisch vorsätzlichen Grüßen...
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Laura
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